Die integrative Pädagogik
Die integrative Pädagogik – was ist das?
Die integrative Pädagogik beinhaltet eine Verschmelzung und Weiterentwicklung von Pädagogik, Psychologie, Neurologie, Familientherapie und Kommunikationsmethoden und bietet Fördermöglichkeiten und eine empathische Haltung gegenüber den Kindern. Mària Kenessey hat am Institut für integrative Psychologie und Pädagogik, die bereits bekannten Erkenntnisse der ganzheitlichen Förderung von Kindern zusammengefasst und neu konzipiert.
Eine kleine Auflistung der daraus bekannten Namen:
- Alfred Adler (Individualpsychologie)
- Fröbel (Vorschulförderung)
- Maria Montessori (neuropsychologische Erkenntnisse)
- Friedrich Fröbel & Johann Heinrich Pestalozzi
(Förderung der 3 H`s: Herz, Hand und Hirn)
- Chertok und Milton Erickson & Gerald Hüther (Hirnforschung)
- Carl Rogers (Kommunikation)
- Virginia Satir, Salvador Minchuin, Paul Watzlawick (Familientherapie und Systemdenken)
Integrativ bedeutet: ein einschließendes „Sowohl – als – auch“ anstatt ein ausgrenzendes, abweisendes, ablehnendes „Entweder – oder“. Die Haltung der integrativen Pädagogik setzt ein Menschen- und Selbstbild voraus, welches eine triefe Achtung gegenüber allen, mit bedingungsloser Akzeptanz kennzeichnet. Sie setzt sich zum Ziel alle in das gleiche Boot zu setzen. Es besteht eine Gleichwertigkeit zwischen Erwachsenem und Kind. Es wird auf das Kind, die Ordnung und die Rechte der anderen geachtet. Die Kinder erleben eine große Freiheit, innerhalb klarer Grenzen. Gefordert wird nur sparsam. Das erwünschte Verhalten wird wahrgenommen, das unerwünschte wird vernachlässigt. Weiterhin ist das Ziel, fest zu sein, ohne aber dabei zu beherrschen. Es gibt logische freundliche Folgen. Das Kind wird ermutigt in seinem Tun und Denken. Das Positive formulieren in der Sprache hat einen festen Bestandteil in der Kommunikation. Jedes Nein kann mit einem Ja beantworten werden und auf den Ton der Stimme wird geachtet. Es ist von großer Bedeutung mit den Kindern zu sprechen, anstelle an sie heran zu sprechen. Es wird gehandelt, anstelle zu reden. Die Unabhängigkeit wird gefördert und gleichzeitig dabei nicht zu sehr beschützt. In der integrativen Pädagogik wird nicht impulsiv gehandelt, sondern dem Kind mit Gelassenheit, Zeit und Verständnis dem Kind gegenüber begegnet. Ein weiteres Ziel ist es, gemeinsam Vergnügen zu erleben und die Kinder spielerisch und durch uns als Vorbild zu motivieren für die Mitarbeit. Auf Kritik, Bestrafung, Belohnung, Drohungen, Liebesentzug oder andere Erniedrigungen und Demütigungen wird komplett verzichtet. Die integrative Pädagogik ist freundlich, klar, konstruktiv, ressourcenorientiert und betont das Gute. Sie ist tiefenpsychologisch, gleichwertig, prozessorientiert, lösungsorientiert, lustbetont, ganzheitlich, kreativ, systemisch und optimistisch.
Das Weltbild der Kenessey Pädagogik:
Die integrative Erziehung stärkt das Selbstwertgefühl des Kindes, fördert das Gefühl von Zusammengehörigkeit und baut eine gleichwertige Beziehung mit den Kindern auf. Sie unterstützt die Selbstständigkeit, die Entscheidungsfreiheit der Kinder, stärkt die Liebe zu sich selbst, zu anderen Menschen und zu Natur. Sie macht die Kinder auf das Wunder der Schöpfung aufmerksam. Sie vermittelt ein positives Weltbild, gibt Sicherheit und vermindert die Angst der Kinder. Die integrative Erziehung unterstützt mit ihrem Verhalten die Konfliktfähigkeit und stärkt die Versöhnungsbereitschaft. Sie unterstützt die Einzigartigkeit eines jeden Kindes, vermeidet die Entwicklung zur Rivalität und zu Machtkämpfen. Sie begleitet ebenso die Eltern erzieherisch und wirkt aufbauend.
Die vermittelten Werte der integrativen Pädagogik, richten sich nach den UNO-Menschenrechten und der UNICEF Deklaration der Kinderrechte. Sie entsprechen den Grundsätzen der Demokratie.
Die Rechte des Kindes nach der Deklaration der UNICEF
Kinder haben…
- Das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung, unabhängig von Rasse, Religion, Herkommen und Geschlecht.
- Das Recht auf einen Namen und eine Staatsangehörigkeit.
- Das Recht auf Gesundheit.
- Das Recht auf Bildung und Ausbildung.
- Das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung.
- Das Recht sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln.
- Das Recht auf eine Privatsphäre und eine Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens.
- Das Recht auf sofortige Hilfe bei Katastrophen und Notlagen sowie Schutz vor Grausamkeit.
- Das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause.
- Das recht auf Betreuung bei Behinderung. Das Recht auf Liebe, Verständnis und Fürsorge.
Alfred Adler einer der Tiefenpsychologischen Pioniere, setzte sich extrem und mit allseiner Zeit und Kraft für unsere Zukunft, die Kinder und deren Erziehung ein. In der heutigen, modernen Pädagogik, sind seine psychologisch-pädagogischen (individualpsychologischen) Thesen fest verwurzelt.
- Der Mensch ist ein soziales Wesen
- Der Mensch ist ein zielgerichtetes Wesen
- Der Mensch trachtet nach Selbstverwirklichung
- Alle Menschen sind gleichwertig
Erziehungsstile
Ist die integrative Pädagogik „Hippie Style“?
Nach neusten Erkenntnissen aus der Hirnforschung, der Psychologie und der Pädagogik wissen wir, dass sich der autokratische und der Laisser-faire Erziehungsstil kontraproduktiv auf die kindliche Entwicklung auswirken. In einem demokratischen Erziehungsstil werden hingegen alle Grundrechte akzeptiert, die Grenzen der anderen berücksichtigt und geachtet. Alle Individuen werden gleichwertig und gleichberechtigt behandelt. Die integrative Pädagogik ist demokratisch. Sie ist nichts „neu erfundenes“. Seit Jahren beschäftigen sich hoch bekannte Psychologen und Pädagogen mit diesen Erkenntnissen. Die integrative Pädagogik ist also keine neumoderne „Kuschelpädagogik“, keine Form von „Trend“ oder auch keine Art „Hippie Style“, sondern sie hat tief verankerte Wurzeln und Belege.
Je nach Alter, Kultur, eigener Geschichte, Erfahrungen in der eigenen Erziehung und Kindheit, sowie im Leben und weiteren individuellen Hintergründen eines Menschen, sind manchmal Uneinigkeiten über „den richtigen Erziehungsstil“ in der Gesellschaft und oft auch in der Partnerschaft und Familie spürbar.
Einige Menschen identifizieren sich eher mit dem autokratischen, diktatorischen Erziehungsstil, manche mit einem anarchistischen, Laisser-faire Erziehungsstil und wiederum andere mit einem demokratischen Erziehungsstil. Kurt Levin hat eine aufschlussreiche Videoaufnahme zu den Erziehungsstilen erstellt, indem er eine Kindergärtnerin verfilmte, die eine Kindergruppe auf den jeweilig unterschiedlichen Erziehungsstilen leitete und so gut erkennbar ist wie die Kinder darauf reagieren und sich darin fühlen. Die Aufnahmen sind im Internet zu finden. Den Link hierzu findest Du im Anhang. Mit welchem Erziehungsstil identifizierst du dich?
„Das Selbstvertrauen des Kindes, sein persönlicher Mut ist sein höchstes Glück! Mutige Kinder werden auch später ihr Schicksal nicht von außen erwarten, sondern von ihrer eigenen Kraft.“ Alfred Adler
Hirnforschung
Was sagt die Hirnforschung?
Die Rechte und linke Gehirnhälfte
Dank der modernen Hirnforschung wissen wir, dass die beiden Gehirnhälften unterschiedliche Funktionen haben.
- Die linke Hirnhälfte ist für das Intellektuelle, logische, lineare, überlegende zuständig.
- Die rechte Hirnhälfte ist hauptsächlich für das Fühlen, bildhafte, farbige und intuitive verantwortlich.
Es braucht die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften miteinander, damit ein Mensch Lernen kann. Wir Erwachsenen sollten psycho-logisch auf das kindliche Verhalten reagieren. Wird nur die linke Gehirnhälfte angesprochen, wird das Angstzentrum im Gehirn aktiviert. Bestehende Probleme werden durch die Angst verstärkt und es schafft neue, weil die Kinder meist mit Widerstand reagieren. Logisch, denn niemand fühlt sich wohl in Angst und niemand kann darin weder Entspannung noch eine intrinsische Motivation entwickeln. Schon gar nicht, wenn sie „Lernen“ sollen.
Die Rechte und die Linke Gehirnhälfte arbeiten besonders gut als Team, wenn der Mensch bzw. das Kind in Bewegung ist. Ruhig am Tisch, an der Schulbank oder auf dem Kinderstühlchen zu sitzen während einer Tätigkeit, ist also kontraproduktiv wenn gute Lernresultate erzielt werden sollen. Leider ist diese veraltete Denkweise in den Schulen, Kindergärten Spielgruppen, Kitas und auch in den Elternhäusern ein verbreitetes Denkmuster.
Besonders in den ersten Lebensjahren, braucht unser Gehirn positive Erlebnisse, um das Hirn zu fördern. Dopamin (Glücks-Botenstoff) wird ausgeschüttet und versorgt unser Nervensystem damit, wenn wir uns freuen. Das kindliche Gehirn fasst aus seinen Erfahrungen Regeln zusammen und speichert diese als Wissensvorrat ab. Positive und gemeinsame Erfahrungen stehen gemäß der integrativer Psychologie und Pädagogik deshalb im absoluten Vordergrund. Sie stärkt Beziehungen in der Gemeinschaft und auch den Mensch als Individuum.
Was ist wichtig, damit Kinder „Lernen“ können?
Kinder lernen hauptsächlich mit dem Gefühl und nicht nur mit dem Verstand.
Die Intelligenz ist also geprägt von Gefühl plus Verstand. Das Leben ist das pure Lernen. Wo nicht mehr gelernt wird, wird nicht mehr gelebt.
„Der Geist ist kein Schiff, das man beladen kann, sondern ein Feuer, das man entfachen muss.“ Plutarch 45-125 n. Chr.
- Emotionale Atmosphäre
- positive emotionale Beziehug
- Zuneigung
- Gemeinsame Begeisterung
- Neugierde des Kindes wecken
- Kinder sollen gefordert werden
- Die Kinder sollen machen dürfen
- Lernen soll Erfolgserlebnisse mit sich bringen
- Durch Spass und Freude beide Gehirnhälfen zusammenführen
- Lustbetont
- Erziehende müssen begeistert und Vorbild sein. Begeisterung wirkt disziplinierend.
- Öffters kurz lernen ist besser als einmal lang
- Wiederholungen
- Die Liebe zu den Kindern spürbar machen
- Das Interesse und die Motivation wecken durch aktives Handeln, Forschen, Erfahrungen mit allen Sinnen
- Freundliche Konsequenzen die mit der Situation direkt im Zusammenhang stehen. Das Gehirn benötigt direkt ein Feedback.
- Allgemeine Angstfreiheit / Ohne Angst Fehler machen dürfen
- Entspannungspausen
- Entscheidungsfreiheit
- …
Gefühlserziehung ist also Emotionale Intelligenz!
Gefühle entstehen niemals grundlos. Auch wenn wir manchmal den eigentlichen Grund nicht erkennen können. Sie sind genetisch angelegte Wahrnehmungen die uns das Überleben sichern. Oft sind Gefühlsausbrüche nur der Auslöser und eine Entladung einer Aufhäufung von Frust. Das eigentliche Problem liegt so also meist weit zurück. Die integrative Pädagogik sagt: Alle Gefühle sind erlaubt, denn sie sind sowieso da. Ein Gefühl zu verbieten ist schädlich. Alle Gefühle sind richtig und wichtig. Auch negative Gefühle (die gesellschaftlich meist nicht so gern ausgelebt oder gezeigt werden) gehören zu unserer Natur. Es ist unser, wie auch das Recht des Kindes, diese Gefühle spüren, er- und ausleben zu dürfen. Es ist von hoher Bedeutung, dass Kinder und auch wir Erwachsene Gefühle zeigen dürfen und mit ihnen angenommen werden. Blockaden werden gelöst, wenn wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen.
Wut soll uns zu Freiheit, Angst uns zu Sicherheit führen und Traurigkeit soll uns die Fähigkeit geben, mit anderen Menschen und unserer Umwelt Kontakt aufzunehmen.
Diese drei Gefühle sorgen dafür dass es uns gut geht. Sie sorgen für das vierte Gefühl, die Freude. Sie sorgen dafür, dass wir glücklich sein können, vorausgesetzt die Gefühle: Wut, Furcht und Traurigkeit konnten richtig ausgelebt werden.
„Kinder die in einem sozionegativen Gefühlshaus sind, müssen zuerst unser Mitgefühl spüren, damit sie sich verstanden fühlen und zur Kooperation bereit sind. („in das soziopositive Gefühlshaus hinübergehen“)“.
– Mària Kenessey
Wenn ein ungutes Gefühl abgeklungen ist , wenn der Mensch in seinem Schmerz getröstet wird, und die Erfahrung macht dass etwas sehr schlimmes wieder gut werden kann, kann der Mensch in eigener Bereitschaft Frieden schließen und Versöhnung kann entstehen. Dies sind wertvolle Entwicklungsschritte. Sie gehören zur Konfliktfähigkeit, welche an Ausdauer und Flexibilität und Übung bedarf. Erwachsene und Kinder die vor einem Konflikt flüchten, beleidigt reagieren oder klein bei geben, sind noch nicht konfliktfähig. Eingeschüchterte Kinder leiden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und können somit nicht ihre volle Intelligenz nutzen. Um selbstständige Erfahrungen zu sammeln, braucht ein eingeschüchtertes Kind, anstatt Leistungsdruck, Drohungen oder Strafen, die Freiheit seine Entscheidungen selbst zu Treffen. In unserer Vorbilds Funktion nehmen wir darum eigene Gefühle ebenso wahr, lassen sie zu und teilen sie den Kindern mit. Wir sollten dem Kind dabei aber auch immer kommunizieren, dass unsere Tränen oder unsere Wut nichts mit ihm zu tun haben, damit keine Schuldgefühle beim Kind entstehen.
Neuste Ergebnisse der Hirnforschung bestätigen erneut, dass der Mensch als Spezies mit der Liebesfähigkeit programmiert ist. Dies ermöglicht ihm das Überleben. Alle anderen „Fähigkeiten“ sind neurotische Angstverdrängungsmechanismen.
Zitat aus: Mària Kenessey / Verhaltensstörungen in der Schule erfolgreich korrigieren – Die Anwendung der integrativen Pädagogik in der Schule
Marias Quelle: Dr. Manfred Spitzer: Gottgen und Grossmutterneuronen
Grundbedürfnisse
Back to the Roots: Grundbedürfnisse
Neben den physischen Grundbedürfnissen eines Menschen, wie Essen, Trinken, Atmung, Wärme und Schlaf, gibt es noch weitere Bedürfnisse. Laut Klaus Grave ist unsere Psyche auf 4 Grundbedürfnissen aufgebaut:
- Bedürfnis nach Bindung
- Bedürfnis nach Autonomie & Kontrolle
- Bedürfnis nach Lustbefriedigung bzw. Unlustvermeidung
- Bedürfnis nach Selbstwertschätzung / Anerkennung
Diese psychischen Grundbedürfnisse gelten für Kinder und auch für Erwachsene. Werden diese nicht befriedigt oder verletzt, reagieren wir mit Unwohlsein. Der Menschen möchte von Natur aus ein dazugehöriger, wertgeschätzter Teil der Gemeinschaft sein. Sich sicher und emotional mit jemand verbunden fühlen. Er möchte fair behandelt und respektiert werden. Vor allem aber möchte er geliebt werden, wie er ist. Es ist also von enormer Bedeutung, dass grade in der Kindheit und besonders im ersten Lebensjahr, die Grundbedürfnisse eines Menschen befriedigt werden. Dies schafft nicht nur das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen, sondern es dient auch der Identitätsfindung und der Gemeinschaftsfähigkeit.
„Eine zentrale Aussage von Bowlbys Theorie ist, daß der menschliche Säugling die angeborene Neigung hat, die Nähe einer vertrauten Person zu suchen. Fühlt er sich müde, krank, unsicher oder allein, so werden Bindungsverhaltensweisen wie Schreien, Lächeln, Anklammern und Nachfolgen aktiviert, welche die Nähe der vertrauten Person wieder herstellen sollen.“ (Dornes 2002, S. 23).
Das erste Lebensjahr eines Kindes kann auch deshalb auch als „verlängerte Schwangerschaft“ benannt werden. Das Kind hat das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Es dreht sich alles um die konstante Bedürfnisbefriedigung. Hier ist es also von höchster Bedeutung das Kind gut zu beobachten, ihm zuzuhören, es mit viel Einfühlungsvermögen kennen zu lernen. Es ist wichtig die Sinnesorgane anzuregen und ihm Sicherheit durch Nähe und Freundlichkeit zu schenken. Wir sollen viel mit dem Kind reden. Positiv, bejahend und mit freundlichem Ausdruck und Mimik. Viel Körperkontakt und Singen tun ebenso der Seele gut. Das Kind hat wie auch wir einen großen Drang nach Freiraum. Drum sollen wir Möglichkeiten schaffen, in denen das Kind selbst erleben und Erfahrungen sammeln kann. Wir ziehen uns zurück und beobachten. Die Aktivitäten der Kinder und ihre Vorlieben beim spielen sollen wenn möglich nicht eingeschränkt oder unterbrochen werden.
„Empirische Daten konnten nachweisen, dass Kindern, denen eine sichere Bindung im ersten Lebensjahr nachzuweisen ist, im Vorschulalter eine größere soziale Kompetenz, ein stärkeres Selbstwertgefühl sowie eine Lern- und Experimentierfreudigkeit zugeschrieben werden konnte. Anderen Kindern gegenüber zeigen sie sich hilfsbereiter, emphatischer und im Allgemeinen freundlicher als Kinder mit einem unsicheren Bindungsmuster.“ (vgl. Egeland 2002, zit. n. Hédérvari-Heller 2011, S. 75.). Zitat aus Quelle : http://kindheiterleben.de/auswirkungen-der-bindungen-im-kindesalter/
Wir sollten froh sein, dass das Kind für seine Bedürfnisbefriedigung reagiert. Auch wenn es manchmal sehr „anstrengend“ für uns ist. Das Kind möchte uns damit verdeutlichen, dass ihm etwas fehlt oder es in Schwierigkeiten steckt. Es sucht unsere Hilfe, um emotional wieder gesund zu werden.
Wenn die Grundbedürfnisse von Kindern nicht befriedigt sind, versuchen sie diese mit ungeeigneten und für uns oft „auffälligem Verhalten“ zu erreichen. Dieses Verhalten wird oft als „nicht angepasst“, störend und anstrengend empfunden. Näher werde ich hier unter dem Punkt „Die vier irrtümlichen Ziele“ eingehen.
Brief eines Neugeborenen
Liebe Mama, lieber Papa,
bitte bewahrt diesen Brief von mir an einer Stelle auf, an der ihr ihn lesen könnt und ihn jedes Mal wieder erneut lesen könnt, wenn die Dinge nicht rund laufen und ihr euch niedergeschlagen und erschöpft fühlt.
- Bitte erwartet nicht zu viel von mir als einem neugeborenem Baby oder zu viel von euch selbst als Eltern. Gönnt uns sechs Wochen als Geschenk zur Geburt. Sechs Wochen für mich, um zu wachsen, mich zu entwickeln, zu reifen und stabiler und vorhersehbarer zu werden – sechs Wochen für euch, um euch zu erholen, zu entspannen und deinem Körper zu erlauben wieder zur Normalität zurückzukehren.
- Bitte füttert mich, wenn ich hungrig bin. Hunger hatte ich nicht, als ich noch in deinem Bauch war und Uhren oder Zeit bedeuten noch nichts für mich.
- Bitte haltet, kuschelt, küsst, berührt und streichelt mich und singt mir leise etwas vor. In der Gebärmutter war ich immer eng umschlungen und bin nie zuvor allein gewesen.
- Bitte verzeiht mir, wenn ich häufig weine. Ich bin kein Tyrann, der ausgesandt wurde, um euch das Leben schwer zu machen. Der einzige Weg euch mitzuteilen, dass ich nicht glücklich bin, ist mein Schreien. Habt Nachsicht, schon bald werde ich weniger schreien und mehr Zeit damit verbringen, mich mit euch zu „unterhalten“.
- Bitte nehmt euch Zeit herauszufinden, wer ich bin, wie ich mich von euch unterscheide und wie viel ich euch geben kann. Beobachtet mich gut und ich werde euch zeigen, welche Dinge mich trösten, beruhigen und mir Spaß machen.
- Bitte denkt daran, dass ich robust bin und die vielen normalen Fehler aushalten kann, die ihr mit mir machen werdet. So lange ihr sie mit Liebe macht, werdet ihr mir damit nicht schaden.
- Bitte seid nicht enttäuscht, wenn ich nicht das perfekte Baby bin, das ihr erwartet habt. Und seid auch nicht enttäuscht von euch selbst, wenn ihr nicht die perfekten Eltern seid.
- Bitte passt auf euch auf; ernährt euch ausgewogen, erholt euch ausreichend und verschafft euch genug Bewegung. Dann habt ihr die nötige Geduld und Energie, euch um mich zu kümmern, wenn wir zusammen sind. Das Heilmittel für ein quengelndes Baby ist mehr Erholung für die Mama.
- Bitte kümmert euch gut um eure Beziehung zueinander. Wozu wäre das Familien-Bonding gut gewesen, wenn es keine Familie mehr gibt, an die ich mich binden kann.
- Behaltet das „große Ganze“ im Sinn. Ich werde nur für eine sehr kurze Zeit so klein sein, auch wenn es euch wie eine Ewigkeit vorkommt. Auch wenn ich vielleicht euer bisheriges Leben völlig auf den Kopf gestellt habe – bitte denkt daran, dass die Dinge schon bald wieder ihren normalen Gang gehen werden.
Genießt diese Zeit – ich werde nie wieder so klein sein wie jetzt!
Danke, euer Baby
Autorin: Dr. Donna Ewy
Übersetzung: Regine Gresens, IBCLC, Oktober 2017